29.06.2017

Verhaltensänderung als Chance im Konflikt

Schon Albert Einstein hat gesagt, dass es der reinste Irrsinn ist, sich immer gleich zu verhalten und zeitgleich auf eine Veränderung zu hoffen. Warum aber meinen wir, dass sich trotzdem etwas verändert?

Verhaltensänderung als Chance im Konflikt

Das immer gleiche Verhalten von Konfliktgegnern erlebe ich sehr oft. Damit einher geht die Forderung, dass sich etwas ändern muss – natürlich nur bei der gegnerischen Konfliktpartei. Das ist jedem im Konflikt klar und wird als Folge richtig angenommen. Leider sehen das meist alle Konfliktparteien so und dann ändert sich erst einmal nichts. Unter Umständen wird der Konflikt sogar verstärkt, indem z. B. weitere Vorwürfe laut werden.

Kompromissbereitschaft als guter Start
Zu Beginn einer Konfliktmoderation erklären in der Regel alle Beteiligten Kompromissbereitschaft, damit der Konflikt beigelegt werden kann. Ich behaupte, dass vorher noch eine elementare weitere Bereitschaft erklärt werden sollte, die meines Erachtens schnell weiterführend sein kann: nämlich die Bereitschaft, das eigene Verhalten in den Blick zu nehmen und nur eine Kleinigkeit im Umgang zu verändern. Vielleicht wird dieses kleine veränderte Verhalten – z. B. in der Begrüßung oder in der Körperhaltung – nicht unbedingt bewusst von den anderen Teilnehmern wahrgenommen. Jedoch sicher unbewusst und so werden sie auch darauf reagieren.

Auswirkung erkennen
In der systemischen Arbeit nehmen wir häufig das Bild eines Mobiles, um zu zeigen, dass das eigene Verhalten eine Auswirkung auf andere hat. Es ist egal, welches große oder kleine Teil eines Mobiles schwach oder stark in Bewegung gerät, es hat immer auch Auswirkung auf andere. Diese Auswirkung hat wiederum Auswirkung ... und wieder und wieder. Im Grunde genommen ist es wie häufig in Konflikten, nur umgekehrt: Es kommt eins zum anderen. Warum also nicht auch mal umgekehrt ausprobieren, mit kleinen Änderungen im eigenen Verhalten? Und wenn es nicht nachteilig ist, kann durchaus mehr gewagt werden, oder?

Das können Sie dafür tun
Stellen wir uns vor, Sie sind mit einer Person nicht zum ersten Mal im Konflikt, d.h. sie weiß ungefähr, wie Sie reagieren. Stellen wir uns weiter vor, dass Sie normalerweise eher aggressiv oder blockierend im Konfliktgespräch agieren. Welche Überraschung könnte es sein, wenn Sie weniger aggressiv oder statt blockierend nachfragend reagieren? Diese Veränderung in einer Situation kann den gesamten Konfliktverlauf beeinträchtigen, und zwar positiv. Damit geben Sie in der Sache noch keinen Schritt nach, machen jedoch den Austausch leichter.

Freundlichkeit kann auch schon ein »normaler« Tonfall sein, statt ein strenger oder ein aggressiver. Sie können auch etwas von sich offenbaren, z.B. dass Sie froh sind, wenn Sie es schaffen, zu einer Einigung zu kommen, mit der beide Seiten leben können.

In einer Pause während einer Konfliktmoderation habe ich einmal gehört: „Meine Herren, ist dieser Konflikt kräftezehrend. Ich hoffe, dass wir das in Zukunft anders hinkriegen.“ Als die Pause vorbei war, stieg ein anderer Konfliktbeteiligter mit dieser Bemerkung ein und die Anwesenden überlegten auf meine Nachfrage, wie sie es denn dann in Zukunft gerne hätten. Über diese scheinbar lapidare Frage entstand eine Ideenentwicklung. Daraus haben wir einen relativ entspannten und schnellen Weg entwickelt, wie der aktuelle Streitfall gelöst werden konnte.

Unterm Strich bedeutet das: Einfach mal etwas anders machen, damit sich etwas bewegt. Damit das starre Konfliktsystem in Bewegung kommt. Was hält Sie jetzt noch davon ab

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