30.03.2017

Warum der Teppich bei Konflikten nichts bringt

Warum der Teppich bei Konflikten nichts bringt

Ist das nicht herrlich, wenn man auf geflieste Böden oder Parkett einen Teppich legen kann? Am besten bis einen halben Meter an die Wand und immer so, dass er noch aufrollbar ist?

Wenn Sie jetzt denken, ich will Sie auf den Arm nehmen, täuschen Sie sich. Ich male gerade das Bild von Menschen, die sich nicht bei jeder Kleinigkeit aufregen wollen und das, was sie stört, lieber unter den Teppich kehren. Es ist ja nicht so viel und auch nicht der Rede wert. Sie möchten ja auch gerne, dass es nett und harmonisch bleibt. Und vielleicht wissen diese Menschen nicht, wie sie diese sogenannten Kleinigkeiten, die sie stören, ansprechen können, ohne in eine große Auseinandersetzung zu geraten. Sie möchten schließlich keine schlechte Stimmung verbreiten oder gar einen Streit vom Zaun brechen.

Und so kehren diese Menschen eine Situation nach der anderen unter den Teppich. Manch ein Teppich muss sehr groß sein, vielleicht erhebt sich manch ein Fußbodenbelag auch gleichmäßig im Laufe der Zeit um einige Zentimeter. Jedoch entwickelt sich in den meisten Fällen ein Haufen voll „Kleinigkeiten, die mal gestört haben“ und irgendwann – bildlich gesehen – heben Sie die Füße nicht mehr hoch genug und stolpern über die letzte störende Kleinigkeit, die unter den Teppich gekehrt wurde. Und was passiert dann? Dann platzt es in der Regel aus den Menschen heraus, was all die Zeit – Sie ahnen es – unter den Teppich gekehrt wurde. Aus einer Kleinigkeit wird ein großer Haufen und alle wundern sich, weil es ja vorher so unproblematisch und nett war. Es wurde ja nie etwas gesagt.

Wie soll man das jetzt verstehen?

Meine Frage an Sie, wenn Sie unter den Teppich kehren: Was hält Sie davon ab, die Dinge zu benennen, die Sie stören? Vielleicht sind Sie nicht der oder die Einzige? Vielleicht nehmen die anderen es gar nicht wahr, was passiert? Vielleicht ist es völlig leicht, das Störende zu verändern. Unter Umständen machen die Kollegen das sogar gerne für Sie? Meine Frage an Sie, wenn Sie eine/n „unter-den-Teppich-kehrende/n“ Kolleg*in haben: Was könnte es sein, dass Sie Ihrerseits dazu beitragen, das andere unter den Teppich kehren?

Meine Bitte an Sie: Kehren Sie nicht unter den Teppich. Dort sind störende Dinge nicht gut aufgehoben und irgendwann kommt es doch wieder hervor. Bitte überlegen Sie, was genau Sie stört und was Sie dafür tun können, dass es nicht mehr so ist – ohne Teppich.

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