Vertrauen am Arbeitsplatz – was ist so schwer daran?
Vertrauen ist die Erwartung, nicht durch das Handeln anderer benachteiligt zu werden; als solches stellt es die unverzichtbare Grundlage jeder Kooperation dar. Vertrauen wird auch als multidimensionales Konstrukt verstanden, welches Dimensionen wie Kompetenz, Integrität und Wohlwollen umfasst. Das heißt, wenn wir jemandem vertrauen, dann glauben wir, dass seine Aussagen oder Handlungen wahr und aufrichtig sind. Das Vertrauen ist sozusagen der „Kleber“, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Das gilt auch für die Arbeitswelt: Vertrauen in sich selbst, in Kolleginnen und Kollegen, in Mitarbeitende und Führung ist die Voraussetzung für eine gelingende Kooperation. Durch Vertrauen erlangen wir Sicherheit und können kreativ sein. Es stärkt den Zusammenhalt und fördert die Eigenverantwortung.
Misstrauen am Arbeitsplatz?
Täglich höre ich Argumente, warum Menschen anderen am Arbeitsplatz nicht vertrauen können und das mittlerweile seit mehr als 30 Jahren. Es fallen immer wieder ähnliche Sätze, wie „Ich kenne den, ihm kann man nicht vertrauen“, „Die hat noch nie etwas rechtzeitig fertigbekommen“, „Wenn der das verbockt, muss ich dafür geradestehen“ oder „Mein Kollege/Chef vertraut mir nicht. So macht Arbeiten keine Freude“.
Vertrauen ist ein zentrales Merkmal eines zeitgemäßen Führungsstils. Dazu gehört unter anderem, dass die Mitarbeitenden selbstorganisiert arbeiten, sie Freiräume zur Gestaltung haben, in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, soziale Rückendeckung durch ihre Vorgesetzten haben und nicht mit Problemen alleine gelassen werden. Es kann sehr anstrengend sein, wenn diese Vertrauensbasis fehlt. Die Fragen, die sie sich dann stellen sind zum Beispiel „Was muss ich alles selbst regeln oder kontrollieren?“, „Worum kreisen meine Gedanken und wann kann ich mich auf meine Aufgaben konzentrieren?“, „Wie wirke ich?“ und „Welche Auswirkung hat mein mangelndes Vertrauen auf mein Umfeld?“
Die Zusammenarbeit mit Kollegen und Kolleginnen und Vorgesetzen erschwert sich zusätzlich, wenn dem Einzelnen nichts zugetraut wird oder er kein Vertrauen geschenkt bekommt. Die erste Emotion, die in einer solchen Situation aufkommt, ist Demotivation. Wenn mir etwas nicht zugetraut wird, warum soll ich mich noch anstrengen? Mich engagieren, über den Tellerrand schauen und meine komplette Kompetenz und Energie zur Verfügung stellen? Wozu soll ich mich fortbilden und dem Unternehmen zuträglich sein, wenn deren Vertreter kein Vertrauen in mich haben? Sie stimmen mir mit Sicherheit zu, dass Arbeiten in einem solchen Umfeld nicht nur unvorstellbar ist, sondern auch, dass die innere Kündigung, die vielerorts bemängelt wird, unter solchen Umständen fast schon logisch erscheint.
Das Paradoxe am Vertrauen
Nahezu jedes Unternehmen wünscht sich ein Betriebsklima, in dem Vertrauen und gegenseitiger Respekt vorherrschen. Aber ist das wirklich realistisch? Trotz der Vorzüge des Vertrauens am Arbeitsplatz, geht es dennoch oftmals um Machtspiele, Konkurrenzdenken, Schuldzuweisungen – der Nährboden für Konflikte. Je krampfhafter ein vertrauensvolles Umfeld gewünscht ist, desto weiter rückt es in die Ferne. Vertrauen lässt sich nicht zwanghaft herstellen, sondern es muss aufgebaut, gehegt und gepflegt werden.
Vertrauen aufbauen
Wie lässt sich das Vertrauen wiederherstellen, wenn es verloren wurde? Und wie lässt sich Vertrauen und Zutrauen einfordern? Hier halte ich es klassisch: Schwierige Themen brauchen eine gute Vorbereitung. Stellen Sie sich vorab einmal die Frage: „Was bräuchte ich, wenn man mich auf das Thema anspricht?“ Vertrauen ist Ausdruck einer intakten Beziehung – auch im Job. Deshalb gilt, Vertrauen kann man nicht befehlen, es wird gegeben. Hierfür braucht es Ehrlichkeit, Geduld, einen offenen Umgang mit Fehlern und eine konstruktive Kommunikation.
Wenn auch Sie das Thema Vertrauen bewegt, dann lassen Sie uns darüber sprechen. Gerne können Sie mich Anrufen oder per E-Mail kontaktieren.