07.06.2018

Quid pro quo

„Ich mache das nur, wenn du das auch machst!“. „Wie du mir, so ich dir!“. „Ich weiß, das war falsch und das sehe ich auch ein, aber ich werde mich nur dafür entschuldigen, wenn die/der andere sich auch entschuldigt ...!“ Quid pro quo.

Quid pro quo

Solche und ähnliche Aussagen höre ich extrem oft. In der Situation selbst scheint das auch erst einmal logisch und seitens der Konfliktbeteiligten vor allem berechtigt. Ich sehe maximal eine vordergründige Logik: Entweder weiß ich, dass ich etwas gemacht habe, was entschuldigungswürdig ist oder eben nicht. Wenn es so ist, dann ist das doch erst einmal unabhängig von anderen Verhaltensweisen. Es ist meine Entschuldigung und nicht die des anderen. Ich löse mich von meinem »Fehlverhalten«.

In die eigene Falle getappt
Der Blick dafür, dass ich mir mit dieser Haltung »quid pro quo« selbst etwas antue, ist im Konflikt nicht da. „Wie, ich tue mir damit selbst etwas an ...?“ Ich weiß, dass aufgrund der emotionalen Verfassung der Konfliktbeteiligten dies oftmals nicht nachvollziehbar ist. Wenn Menschen in Konflikten sind, entwickelt sich nicht nur die Bereitschaft, sondern auch die Fähigkeit, über den eigenen emotionalen Tellerrand zu schauen zurück. „Das ist eine Unterstellung!“ War einmal eine Reaktion, als ich es zu früh im Kontakt geäußert habe.

Mit sich selbst beschäftigt
Meist sind wir so sehr mit unserem Ärger, mit unserer Verletzung, beschäftigt, bis hin dazu, dass wir uns für die Schädigung des Gegenübers interessieren. Im Konflikt selbst würden wir also niemals daran denken, etwas zu tun, was sich FÜR den Konfliktgegner auswirken würde. Schaden ja, entgegenkommen nein ...

Ehrlich? Ich mache mich dermaßen von anderen abhängig? Im Konflikt legen wir uns selbst – bildlich gesehen – Ketten durch diese Haltung an. Die meisten Menschen, die ich treffe, möchten frei agieren und als Individuum gesehen und behandelt werden. Freiheit in der Entscheidung, Agilität auf allen Ebenen, Individualität und Sinnhaftigkeit muss sein. WO bleibt das?

Es kann mir doch – gelinde gesagt – völlig egal sein, ob sich mein Konfliktgegner auch entschuldigt oder Einsicht zeigt! Ich lasse mich doch nicht ebenfalls zu einem uneinsichtigen, verbockten oder sonstigem Verhalten zwingen. Doch genau das mache ich, wenn ich im Konflikt darauf bestehe, dass der andere mir schon eine Zusage bzw. ein Eingeständnis signalisieren muss, bevor ich selbst zu dem stehe, was ich denke, woran ich glaube.

Einsicht hilft
Wer frei und individuell, agil und unabhängig sein will und auch so wahrgenommen werden möchte, der zeigt Einsicht, der macht den ersten Schritt, der entschuldigt sich. Unabhängig und frei vom Verhalten anderer. Der bleibt bei sich und unterwirft sich nicht dem Konfliktgruppendruck und gibt sich und seine Individualität an der bildlichen Garderobe ab.

Und wissen Sie was? Die meisten, die es schaffen, über Ihren emotionalen Schatten zu springen – der sicher seine Berechtigung hat –, werden selten noch von ihm eingeholt.

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