Lebenslang lernen oder lebenslang den gleichen Beruf ausüben?
Vor 40 Jahren war es vollkommen normal, einen Beruf zu wählen, der teilweise sogar noch von den Eltern vorgegeben wurde und sich dann für ein Unternehmen zu entscheiden. Dort blieb man in der Regel, gründete eine Familie, baute ein Haus usw. Für die meisten Menschen war dies sehr erstrebenswert. Nur in Ausnahmefällen wurde das Unternehmen oder der Standort gewechselt. Trifft man heute auf Menschen dieser Generation, sind Betriebszugehörigkeiten von 25 und mehr Jahren nicht ungewöhnlich. Ein häufiger Stellenwechsel wird von diesen Personen meist negativ interpretiert und ist ein Indikator für Probleme am Arbeitsplatz oder deutet daraufhin, dass dieser Mitarbeitende Probleme hat, sich zu entscheiden.
Entwicklung muss sein
Für junge Menschen hingegen zeugt eine sehr lange Betriebszugehörigkeit davon, dass diese Personen nicht bereit sind, sich weiterzuentwickeln. Sie selbst wechseln den Arbeitsplatz oftmals mit der Intension, etwas Neues kennenzulernen, sich zu entwickeln und nach gegebener Zeit wieder weiterzuziehen. Länger in einem Unternehmen zu bleiben signalisiert für sie, dass es entweder ein Problem gibt oder die Entwicklungsmöglichkeiten hier besonders hoch sind. Sie sehen in jedem Stellenwechsel eine neue Chance und eine Herausforderung, um etwas zu lernen.
Toleranz und Verstehen? Fehlanzeige
Treffen diese beide Pole aufeinander, dann birgt das Konfliktpotenzial. Anstatt Verständnis und damit einhergehend Toleranz und Respekt begegnet mir in meiner Arbeit häufig eine „wie kann man nur“-Haltung. Die einen finden es unmöglich, dass die Menschen schon nach kurzer Zeit das Unternehmen wieder verlassen, während die anderen nicht nachvollziehen können, wie man so lange Zeit bleiben kann und sich durch das immer gleiche und eine geringe Veränderungsenergie in der eigenen Entwicklung hemmen zu lassen.
Lernen ist immer möglich
Niemand sollte sich das Recht herausnehmen, die Lebensplanung der Kolleg:innen zu bewerten. Diese mag nicht mit der eigenen übereinstimmen. Jedoch hält Sie – egal wo Sie geradestehen – diese Bewertung von guter kollegialer Kooperation ab. Fakt ist, dass lebenslanges Lernen eine Frage der Einstellung ist: Wer will, kann immer dazulernen, ob in einem neuen Umfeld oder in einem Beruf, den er schon lange ausübt.
Wie denken Sie über dieses Thema? Wenn Sie Lust auf einen Austausch haben, dann melden Sie sich gerne hier oder via LinkedIn.