21.01.2021

Erlebniserfahrungen bei ungleichen Bedingungen – Harry oder Betty?

Seit fast einem Jahr hält uns die Pandemie mit eiserner Hand auf Trab und wir stellen (fast) alle fest, wie unterschiedlich unsere Kollegen, Freunde, Verwandten und Nachbarn damit umgehen. Einige bleiben tiefenentspannt und haben die Haltung: „Was ich ändern kann, ändere ich – mit dem anderen muss ich leben.“ Andere sind ganz und gar nicht entspannt, sondern weiterhin ängstlich, verunsichert, ja sogar panisch. Sie werden mental stark gefordert. Und dass bei gleichen oder ähnlichen Bedingungen.

Erlebniserfahrungen bei ungleichen Bedingungen – Harry oder Betty?
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Kommen dann noch ungleiche Bedingungen dazu, wird es knifflig. In der Gastronomie, Kultur- oder Schönheitsbranche mussten viele ihr Geschäft von 100 auf 0 herunterfahren. Die Rücklagen, Sicherheiten und letztendlich die Existenz sind massiv bedroht. Menschen aus diesem Bereich betitle ich in diesem Blog als Harry. Im Vergleich dazu stehen die Bettys. Das sind die Menschen, die finanziell und im Job gesichert sind und sich nicht um ihre Existenz sorgen müssen. 

Harry und Betty leben in unterschiedlichen Realitäten

Harry möchte aus seiner Lage das beste herausholen, er kämpft und kämpft um sein Business und seine Existenz. Betty hingegen ist mental stark davon gefordert, dass sie ihren Urlaub nicht auf eine Art gestalten kann, die zur optimalen Erholung beiträgt. Natürlich wissen wir, polemisch gesehen, was jeder jetzt denkt. Doch meines Erachtens ist dies für beide Seiten unfair. Den einen wird unterstellt, dass sie neidisch sind und es nicht anders gewollt haben. Schließlich war es ja ihre Entscheidung sich selbständig zu machen. Doch wohl kein Selbstständiger wollte, dass sein Business so massiv ohne eigenes Zutun an die Wand gefahren wird. Der anderen Seite wird hingegen nicht die Wertschätzung entgegengebracht, die ihr zusteht. Betty sitzt zwar auf weichen Kissen, doch darunter ist vielleicht die Erbse verborgen. Wer kennt es nicht, das kleine Steinchen im Schuh, das den Spaziergang, den Lauf stört und auf Dauer quälend nervt. Wem von beiden geht es nun besser, wem schlechter? Ich glaube, dass es nicht eindeutig benennbar ist. Menschen sind so unterschiedlich wie Harry und Betty. Die beiden nehmen als jeweiliges Individuum ihr Leben grundsätzlich völlig unterschiedlich wahr. Daneben leben sie in Zeiten der Pandemie in konträren existenziellen Settings. Diese beiden Typen zeigen uns in unserer Gesellschaft sehr deutlich, dass wir in unterschiedlichen Realitäten leben. Und das sind nur zwei, es gibt sicher deutlich mehr.

Worum geht es?

Für mich bedeutet es, dass ich mir jetzt noch einmal mehr als bisher die Frage stelle: Worum geht es? Was ist mir wichtig? – Und zwar jetzt, nicht später. Später ist schneller als man denkt oder um es mit den Worten John Lennons zu sagen: Das Leben ist das, was stattfindet, während Du die Zukunft planst. Kurz gesagt: Fokussiert Euch auf das, was uns allen jetzt Sinn bringt und teilt es.
 

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