Agenda 2023: Positive Psychologie darf nicht fehlen
Mein Ziel war, wieder an einer grundlegenden Fortbildung teilzunehmen. Ich spreche hier weder davon, ein oder zwei Kongresse zu besuchen, noch davon, zwei Jahre berufsbegleitend Seminare oder Ähnliches zu absolvieren. Die Wahl fiel auf zwei scheinbar sehr gegensätzliche Themen: Positive Psychologie und Scrum. Auf ersteres möchte ich im Folgenden näher eingehen.
Entgegen allen Vorurteilen
Auf das Thema positive Psychologie kam ich während der VTT der ManagerSeminare. Ein Vortrag dazu packte mich sofort. Er handelte von Führung, Mitarbeiterpflege, Motivation, Vertrauen und Leistung. Die meisten Beispiele dazu kamen, wen wundert es, aus nordeuropäischen Ländern, die uns bereits in Vielem voraus sind. Das allerdings wäre ein Thema für einen eigenen Blog. Die Themenkombination aus Führung und Vertrauen triggerte mich sofort, habe ich als Coach doch immer wieder damit zu tun. Im September nahm mein Vorsatz konkrete Formen an und ich begann das erste Semester Positive Psychologie an der DHGS Berlin. In meinen Kopf spukten natürlich die typischen Vorteile herum: von Stuhlkreis bis hin zu einer Wir-haben-uns-alle-lieb-Einstellung. Doch es wurde von Beginn an klargestellt, dass es sich bei der positiven Psychologie um eine noch recht junge Wissenschaft handelt, die zum Ziel hat, zu erforschen, was das Leben lebenswert macht. Das gilt nicht nur für Menschen, die wir im Allgemeinen als gesund betrachten, sondern auch für solche, die von Leid betroffen sind.
Unternehmen haben noch viel Arbeit vor sich
Zurück zu dem, warum mich dieses Thema so anspricht. Als Coach geht es für mich auch darum, Führungskräfte bzw. Unternehmen bei der Frage „Was können wir dazu beitragen, dass unsere Mitarbeiter motiviert sind, einen guten Job machen und über den Tellerrand hinausschauen“ zu unterstützen. Zwischen den Zeilen steht hier, wie sich der Teamgedanke so festigen lässt, dass die Menschen ohne Konkurrenzdenken bzw. mit ausgefahrenen Ellbogen im Unternehmen agieren. Eine spannende Frage, die sich nicht in einem Satz beantworten lässt. Mitunter braucht es dafür eine komplette Veränderung des Führungsverhaltens und einen Kulturwandel. Schon lange vor 2022 waren diese Aspekte Gegenstand vieler Diskussionen – und eines ist sicher: Unternehmen haben dahingehend noch viel Arbeit vor sich.
Individualität ist Trumpf
Manager, die nicht offen für neue Weg sind, sagen mir häufig, dass man den Mitarbeitern doch nicht alles durchgehen lassen oder nachtragen könne. Manchmal hätten diese auch den Eindruck, sie müssten dankbar sein, dass die Mitarbeiter zur Arbeit kommen. Auch sehr beliebt sind generationsbezogene Themen: Immer sind es die Jungen, die einfach nicht so arbeiten wollen, wie die „alten Hasen“. So käme man im Unternehmen einfach nicht voran. Wenn ich es leid bin, darauf zu antworten, dann kontere ich gerne, dass die, die sich ach so gerne beklagen, doch diejenigen sind, die diese Generation erzogen haben. Meine feste Überzeugung ist, dass unterschiedliche Lebens- und Berufswünsche in einem gut organisierten Unternehmen zu händeln sind. Der Weg führt in Zukunft hin zu mehr Individualität. So wird beispielsweise der frühere Grundsatz, dass viel Arbeit auch mehr oder bessere Ergebnisse bringt, über den Haufen geworfen. Nur weil jemand 8 oder gar 10 Stunden am Arbeitsplatz verbringt, sorgt das nicht automatisch für bessere Resultate, als wenn derjenige „nur“ 6 Stunden arbeitet. Auch werden Führungskräfte eine neue Rolle übernehmen müssen, denn ich bin davon überzeugt, dass durch das Stärken und Fördern von dem, was Mitarbeiter gut und gerne tun, viel mehr erreicht wird, als durch permanente Kontrolle.
Feedback – aber bitte nicht allgemein
Inzwischen kann jeder nachlesen – und mit Sicherheit wissen auch Sie – dass positive Rückmeldungen, die sich konkret auf ein Verhalten, eine Situation oder ein Ergebnis bezieht, das am meisten vernachlässigte Führungsinstrument sind. Das allgemeine Feedback „Du machst deinen Job gut“ ist zwar nett, aber mehr auch nicht.
Ebenfalls ist klar, dass das Einhalten klassischer Linien bei gleichzeitigem Mikromanagement und der Vermeidung von Konflikten weder die Führungskraft noch das Team und dadurch auch das Unternehmen nicht so nach vorne bringt, wie es sein könnte. Ein Ziel kann sein, dass Sie sich zum Beispiel für dieses Jahr vornehmen, dass die Belegschaft morgens lächelnd den PC einschaltet oder ins Büro, die Werkstatt oder Lagerhalle kommt – ein Schritt dahin ist die Wissenschaft der positiven Psychologie. Deshalb empfehle ich jeder Führungskraft, sich näher damit auseinanderzusetzen.
Haben Sie bereits Erfahrungen mit positiver Psychologie gemacht und nutzen Sie sie? Lassen Sie mich gerne an Ihren Erkenntnissen teilhaben – entweder in einem persönlichen Termin oder via LinkedIn